Hallo Heinrich, du bist mit 97 Jahren der älteste Teilnehmer des Tiroler Fahrradwettbewerbs und für viele ein Vorbild. Jahr für Jahr schaffst du mit deinem E-Bike mehrere hundert Radkilometer. Kannst du dich bitte kurz vorstellen?

Ich bin Heinrich Hattinger, wohnhaft in Imst und 1921 geboren. Aufgewachsen bin ich in Algund in Südtirol. Nach dem Krieg habe ich in Imst bei den Stadtwerken gearbeitet und ging 1983 in Pension. Seitdem war ich oft Schifahren und Radfahren.

Radfahren ist ein gutes Stichwort! Kannst du dich noch erinnern, als du Radfahren gelernt hast?

Ich hatte ein italienisches Fahrrad. Das hatte Holzfelgen! Die Räder hatten alle Holzfelgen. Die Italiener waren damals in diesem Bereich sehr fortschrittlich. Ich hatte sogar eine Gangschaltung. Es gab zwei Gänge – man musste stehenbleiben und selbst händisch den Gang einlegen.

Weißt du noch, wie alt du damals warst?

Ich war damals wohl so 12 Jahre alt.

Für welche Strecken hast du das Fahrrad verwendet? Es war deine einzige Möglichkeit, mobil zu sein, oder?

Ich bin schon sehr weit gefahren. Oft bin ich ins Vinschgau hinauf geradelt. Aber dort hat man halt immer mit dem Gegenwind zu kämpfen. Ich bin auch nach Bozen oder im Sommer zum Montiggler See geradelt. Aber heimwärts war es dann oft so heiß.

Damals waren ja kaum Autos auf der Straße.

Ja ganz wenige. Es waren ein paar, aber eher Lastfahrzeuge. PKWs waren schon eine Seltenheit.

Heute gibt es viel mehr Verkehr. Wie geht es dir damit, wenn du mit dem Rad unterwegs bist? 

Man darf sich nicht verdrängen lassen, damals wie heute. Ich bin als Radfahrer auch ein Verkehrsteilnehmer. Ganz rechts radeln, direkt an der Mauer, ist auch nicht gut.

1948 hast du bei den Stadtwerken Imst angefangen zu arbeiten. Wie hast du deinen täglichen Weg in die Arbeit zurückgelegt.

Freilich mit dem Fahrrad, aber im Winter auch zu Fuß.

Bist du auch in deiner Freizeit geradelt?

Ich hatte sehr lange ein gewöhnliches Fahrrad. Als die ersten Mountainbikes raus gekommen sind habe ich mir gleich eins gekauft. Die Leute haben mich gefragt: „Was soll das denn für ein Fahrrad sein?“.

Warst du dann auch in den Bergen unterwegs?

Ja, aber nur einmal. Ich bin hingefallen und hatte dann keine Lust mehr. Ich bin oft nach Landeck oder nach Nassereith zum Fernsteinsee geradelt. Weit bin ich nicht geradelt, aber dafür oft.

Du hast ein schönes E-Bike vor dem Haus stehen. Fährst du noch täglich mit dem Fahrrad?

Ich fahre jeden Tag ins Altersheim zum Essen. Das sind ca. 2 Kilometer. Und danach fahre ich noch zum Friedhof und manchmal sogar noch ins Gurgltal rauf durch den Wald. Am Tag fahre ich bis zu 15 Kilometer.

Ist das dein erstes E-Bike?

Nein, das habe ich jetzt zweieinhalb Jahre und das zuvor hatte ich zwei Jahre lang.

Und davor hattest du noch ein Mountainbike, mit über 90 Jahren?

Ja klar, das war damals kein Problem.

Glaubst du, dass Radfahren ein Erfolgsgeheimnis für dein hohes Alter und deine gute Gesundheit ist?

Aber sicher. Ich halte viel davon. Ich glaube auch, dass Sporteln gut für den Geist ist. Ich muss mich schon oft auch überwinden, aber man darf nie nachlassen. Wenn ich gehe schmerzt mein Knie, wenn ich radfahre geht’s mir bestens.

Du bist seit mehreren Jahren beim Tiroler Fahrradwettbewerb mit dabei. Wusstest du, dass du der älteste Teilnehmer bist? 

Das kann ich fast nicht glauben. Echt der Älteste?

Was möchtest du den TeilnehmerInnen vom Tiroler Fahrradwettbewerb mit auf den Weg geben?

Die sollen grad weiter machen, so wie ich.